Skip to main content

Hier brennt’s!

18 Gerätehäuser für die Freiwilligen Feuerwehren in Nürnberg werden von der WBG KOMMUNAL (WBG K) saniert oder neu gebaut. Die Großstadt Nürnberg hat eine Berufsfeuerwehr und dazu 18 Freiwillige Feuerwehren im Stadtgebiet. Ihre Feuerwehrgerätehäuser (FWGH), in denen Fahrzeuge und Vereinsräume untergebracht sind, sind veraltet und teilweise marode. Im Auftrag der Stadt wird die WBG K bis 2033 neun FWGH neu bauen und neun sanieren. Eibach, Moorenbrunn sowie Gartenstadt, Kornburg und Worzeldorf sind schon in Betrieb. Ein Besuch.

„Ohne die Freiwilligen Feuerwehren reicht es einfach nicht aus“, sagt Christoph Reinersmann vom „Stab Bau” der Nürnberger Berufsfeuerwehr. Zwar sind pro Schicht 85 Berufsfeuerwehrleute im Dienst – aber bei 662 Bränden und 11 Großbränden im Jahr 2022 und mehr als 6000 technischen Hilfeleistungen plus 799 Einsätzen des Feuerwehr-Rettungswagens braucht es eben auch die Freiwilligen.

Damit fast 700 Männer und Frauen und über 100 Jugendliche auch weiterhin „an der Spritze“ bleiben und ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen können, werden die FWGH neu gebaut oder erneuert. Beispiel Eibach: Im Oktober wurde das neue FWGH Eibach an der Gundelfinger Straße eingeweiht. Zum Blaulicht-Tag, bei dem sich auch andere Hilfsorganisationen präsentierten, kamen mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher. Löschzugführer Jan Lingl strahlt, wenn er sich daran erinnert. Vor allem aber ist das neue FWGH für die 38 Aktiven, darunter zwei Frauen, ein Zeitensprung.

Ihr altes Domizil besaß weder Heizung noch Dusche, die Fenster waren undicht. Im Winter liefen Öl-Radiatoren, damit die Fahrzeuge nicht einfroren, und die Feuerwehrleute mussten sich in der kalten Halle umziehen. Die Dieselwolke des Löschfahrzeugs nebelte auch den Biergarten gegenüber ein. Schwierige Umstände, aber die Eibacher waren hochmotiviert. Ihr letzter Großeinsatz: Der Sturzregen mit Überflutung im August 2023.

Alles ist einfacher, seit das neue Gerätehaus bezogen ist. Zusammen mit der Berufsfeuerwehr hat die WBG K ein Modul-System erarbeitet, das alle Anforderungen eines modernen und zweckmäßigen FWGH erfüllt. Es kann zudem an die Situation vor Ort – etwa den Zuschnitt des Grundstücks und die Zahl der Fahrzeuge – angepasst werden kann.

In Eibach ist der zweigeschossige Baukörper ans hintere Ende des Grundstücks gerückt, der große Hof dient als Parkplatz und als Fläche für Übungen. In der Halle finden zwei Fahrzeuge – ein LF 10/6 und bald auch ein Mannschaftstransporter – Platz. Werkstatt und Materiallager schließen unmittelbar an.

Kernstück des Neubaus ist der Alarmweg, den jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau nimmt, wenn die Sirene zum Einsatz ruft: rein ins Gebäude, in der Umkleide mit persönlichen Spinden, raus aus den privaten Kleidern, im nächsten Raum rein in die persönliche Schutzausrüstung. Weiter geht’s zum Fahrzeug, wo die Abgas-Absauganlage schon gestartet ist und sich das Tor automatisch öffnet. Sobald alle Feuerwehrleute eingestiegen sind, geht’s los.

Bei der Rückkehr können sie ihre verschmutzte und eventuell kontaminierte Schutzausrüstung im Schwarzbereich zurücklassen, bevor sie duschen und dann im „weißen“, sauberen Teil der Umkleiden ihre eigene Kleidung wieder anziehen.

Im Obergeschoss des neuen FWGH finden sich ein großzügiger Schulungsraum mit angrenzender Teeküche, der Jugendraum und das Büro des Löschzugführers. Außerdem Garderobe und Toiletten. Selbstverständlich ist barrierefrei gebaut worden und ein Aufzug vorhanden.

„Wir wollten nicht möglichst groß, sondern praktisch nutzbar“, sagt Löschzugführer Lingl. Deshalb hat das Gerätehaus auch eine raue Ziegelfassade, an der das Abseilen und das Anlegen von Schiebe- und Steckleiter trainiert werden kann. „Das kann man nicht, das muss man üben.“ 83 Einsätze haben die Eibacher Feuerwehrleute 2022 gefahren und 63 im Vorjahr – auf einem Gebiet, das Eibach, Reichelsdorf, Mühlhof und Teile von Gebersdorf mit insgesamt 38 000 Einwohnern umfasst.

Die Planer – ein Architekturbüro aus Bad Vilbel und die WBG K – haben über die „üblichen“ Einsätze hinausgedacht: Im Falle einer Katastrophe oder eines Notstandes sollen alle Gerätehäuser als „Leuchtturm“ fungieren. Eine dieselbetriebene „Netzersatzanlage“ kann das Gebäude rund

72 Stunden lang mit Strom versorgen und die Wärmepumpe betreiben. Es gibt auch einen ebenerdigen Sanitätsraum. 

Hier soll die Bevölkerung im Notfall eine Anlaufstelle finden, sich aufwärmen und ihre Handys aufladen können. Die Teeküche ist groß genug, dass warme Getränke zubereitet werden und die Feuerwehrleute sich auch vor Ort versorgen können. „Das Konzept hat Hand und Fuß“, sagt Christoph Reinersmann über das Modulsystem. Stiefelwaschanlage, Kleidertrocknungsschränke und Waschmaschine gehören in jedes Feuerwehrgerätehaus, ebenso die Einbruchsicherung. Das alles hat seinen Preis: 5,2 Millionen Euro hat der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Eibach gekostet.

Eine Investition in die Zukunft, denn das Gebäude soll nicht nur mindestens 50 Jahre halten, sondern es soll eine attraktive Heimstatt für die Freiwilligen sein, die ihre Freizeit für den Dienst am Nächsten einsetzen und ihre Gesundheit für den Schutz von Hab und Gut riskieren. Neben Eibach ist auch das neue FWGH Gartenstadt bereits fertig, Buch wird im April übergeben. 

Außerdem sind drei weitere Gerätehäuser bereits modernisiert worden und seit vergangenem Jahr in Betrieb: Kornburg, Worzeldorf und Moorenbrunn. Beispiel Moorenbrunn: Das FWGH stammt aus dem Jahr 1973, liegt mitten in einer Wohnsiedlung und direkt neben einem Supermarkt. Von hier aus rücken die Freiwilligen – aktuell 30 Aktive, darunter fünf Frauen und neun Jugendliche – zu jährlich rund 140 Einsätzen aus. Die Sirene heult wegen Verwechslungsgefahr jedoch nur im nahen Altenfurt, in Moorenbrunn werden die Brandschützer still über Piepser alarmiert.

Schon 2020 wurde mit der Sanierung begonnen, Übergabe war – bedingt durch Corona und Lieferengpässe – erst im Juli 2023. Der Moorenbrunner Kommandant René Kleemeier erinnert sich lebhaft an die Diskussionen mit den Architekten und der WBG K darüber, was neu gemacht werden sollte und was bleiben konnte. Eine Abwägungsfrage: Denn öffentliche Förderung gibt es für die Modernisierung von FWGH nicht und die Baukosten sind stark gestiegen – andererseits sollte der Bestandsbau für die Zukunft ertüchtigt werden.

Für 2,5 Millionen Euro ist ein Anbau errichtet worden, in dem Umkleiden und Duschen nach Weiß-Schwarz-Prinzip Platz finden. Der vorhandene Schulungsraum wurde mit neuer Decke, neuem Boden und einer Küchenzeile ausgestattet. Das Dach des Gerätehauses musste gedämmt und neu gedeckt werden, neue Fenster wurden eingebaut und die Treppe mit einem rutschhemmenden Belag versehen. Unterm Dach gibt es eine weitere Küche und der Kommandant erhielt ein größeres Büro mit Besprechungstisch. Die Fahrzeughalle ist die alte und die beiden Löschfahrzeuge passen gerade so hinein, es gibt wenig Bewegungsspielraum. Doch wurden Durchgangstüren verbreitert, die Absauganlage („das ist schon ein Pfund“) und das Öffnen der Tore automatisiert. 

Dass Modernisierung im Bestand immer ein Kompromiss ist, zeigt sich an vielen Stellen. So hat jetzt auch Moorenbrunn eine Kleidertrocknung, jedoch ohne Schrank. Der passte nicht mehr in die vorhandene Nische. Die Parkplätze im Hof mussten dem Anbau weichen – die Feuerwehrleute stellen ihre Autos an der Straße ab. Vieles ist besser geworden, sagt Kommandant Kleemeier, aber „einiges hätte man anders machen können“. Solche Hinweise nehmen die Projektleiterin, die Architektin Brita Finger von der WBG K, und Christoph Reinersmann von der Berufsfeuerwehr, gern auf. Sie lernen mit jedem FWGH, das neu gebaut oder modernisiert wird, hinzu – für das nächste.

Text: Gabriele Koenig

Fotos: Gabriele Koenig, FFW Moorenbrunn